Wenn Regeln das Spiel lähmen (2/3 der Serie “Reflektionen zu Regeln”)

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Warum Du diesen Artikel lesen solltest

Im ersten Artikel ging’s um die Notwendigkeit von Regeln: Ohne sie kein Spiel, keine Innovation, keine Freiheit. Aber wie sieht’s mit dem Gegenteil aus?

Was passiert, wenn zu viele Regeln, Kontrollen und Absicherungen das Spielfeld so eng machen, dass kaum noch etwas möglich ist?

In der Welt der Künstlichen Intelligenz wird aktuell genau das zur realen Gefahr: Ein Übermaß an Governance, Kontrolle und Risikoaversität droht, die eigentlich gewünschte Kreativität und Dynamik auszubremsen.

Was das mit Fußball und dem VAR (Video Assistant Referee) zu tun hat? Eine ganze Menge.


Fußball als Spiegel: Wie der VAR das Spiel verändert

Fußball lebt vom Moment – von Geschwindigkeit, Überraschung, Emotion. Doch seit der Einführung des VAR (Video Assistant Referee) berichten viele Fans und Spieler von Frust statt Freude:

Tore werden minutenlang überprüft. Millimeter-Abseitsentscheidungen entscheiden über Sieg oder Niederlage. Emotionen werden eingefroren, weil niemand mehr jubeln kann, ohne auf den Videobeweis zu warten.

Was eigentlich für Fairness sorgen sollte, hat das Spiel langsamer, technokratischer und weniger spontan gemacht. Die Spielfreude leidet.

Was ist passiert? Ein berechtigtes Bedürfnis nach Regelklarheit wurde überdreht – und nahm dem Spiel seine Seele.

Fußball bleibt ein Spiel, kein Justizverfahren. Und KI? Eben auch.


Zu viel KI-Governance: Wenn aus Regeln Fesseln werden

Viele Unternehmen stehen aktuell vor der Aufgabe, KI in ihre Prozesse zu integrieren – und gleichzeitig mit einem Dschungel aus Gesetzen, Regularien und Standards umzugehen:

EU KI-Verordnung DSGVO ISO-Normen Ethikrichtlinien interne Freigabeprozesse und obendrauf: rechtliche Unsicherheit bei Haftung und Transparenz

Das Ergebnis?

Entwicklungszyklen werden endlos. Experimente bleiben aus, weil niemand Fehler machen will. Kreativität wird erstickt durch Checklisten-Mentalität.

Mit anderen Worten: Der Videobeweis ist da, bevor überhaupt ein Pass gespielt wurde.


Innovation braucht Reibung, nicht sterile Sicherheit

Künstliche Intelligenz lebt – wie der Fußball – von Spielintelligenz, Experimenten, Risiko. Natürlich braucht es Regeln, aber:

Nicht jede Unsicherheit ist ein Risiko. Nicht jeder Fehler ist ein Verstoß. Nicht jede Abweichung ist gefährlich – manchmal ist sie der Anfang von etwas Neuem.

Wenn jeder kreative Gedanke durch ein Kontrollgremium muss, bevor er überhaupt gedacht werden darf, wird aus der KI-Transformation ein Verwaltungsakt.


Was wir aus dem Fußball lernen können

Zurück zum VAR: Die Absicht war richtig: Fairness.

Die Wirkung? Zunehmende Technokratisierung eines Spiels, das seine Magie aus Improvisation und unvorhersehbaren Wendungen schöpft.

Was fehlt, ist Augenmaß: Wann ist ein Regelverstoß wesentlich - und wann einfach nur Teil des Spiels?

Diese Frage müssen wir uns auch bei KI stellen. Governance darf nicht bedeuten, jede Entscheidung zu automatisieren und jedes Risiko auszuschließen. Sie muss ermöglichen, nicht verhindern.

Denn auch bei KI gilt: Kein Team gewinnt durch Kontrolle allein - sondern durch Spielintelligenz, Mut und ein klares Ziel.


Fazit: Regeln brauchen Maß – sonst ersticken sie Freiheit

Künstliche Intelligenz ist wie ein gutes Fußballspiel: spannend, schnell, manchmal unberechenbar.

Ohne Regeln funktioniert es nicht - aber zu viele Regeln machen das Spiel kaputt.

KI-Governance braucht Mut zur Lücke, Raum für Fehler, Vertrauen in Spielintelligenz.

Ein überreguliertes Spielfeld mag sicher wirken, aber es wird niemanden begeistern.

Wer echte Innovation will, muss nicht nur die Regeln kennen, sondern auch wissen, wann sie den Spielfluss stören.


📝 Disclaimer:

Bei diesem Artikel hatte ich digitale Unterstützung: KI hat beim Research und beim Formulieren geholfen, die Endredaktion und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

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Kai Hermsen
Digital Governance Experte

Kai, Digital Governance Experte & Co-Founder von DECAID.secure, revolutioniert die sichere KI-Implementierung für Unternehmen. Sein Weg führte von Führungspositionen im Konzern bis zum erfolgreichen Unternehmertum, darunter die Leitung der Charter of Trust bei Siemens und die Förderung digitaler Transformation bei Identity Valley. Als einer der führenden Köpfe im Bereich Digital Trust entwickelt er mit der twinds foundation zukunftsweisende Vertrauenslösungen. Seine Expertise bringt er aktiv im World Economic Forum und Munich Security Network ein.

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