Das Agentur-KI-Chaos: Zwei Szenarien, die wir täglich sehen
Wir erleben es immer noch täglich bei Agenturen: Entweder den Abo-Wildwuchs - überall einzelne Lizenzen zu einzelnen Tools, Teams teilen sich Accounts, mal im Team, mal in der Organisation. Ein komplettes Chaos, teuer und unkoordiniert.
Oder noch dramatischer: Die Schatten-KI. Mitarbeitende nutzen irgendwelche Tools, oft ist nicht mal klar, welche Tools mit welchen Accounts verwendet werden - häufig private Accounts. Wichtige Einstellungen werden nicht gesetzt, Daten gehen nach Amerika, personenbezogene Kundendaten werden verwendet.
Die Company-GPT-Falle: 6-9 Monate hinter der Zeit
Viele Agenturen haben in den letzten zweieinhalb Jahren eigene KI-Lösungen gebaut. Diese Company GPTs sind häufig 6-9 Monate oder mehr hinter dem aktuellen Stand. Die Menschen sind Chat GPT privat gewohnt und erwarten natürlich adäquaten Zugriff auch auf der Arbeit.
Das Ergebnis? Die Tools werden einfach nicht verwendet. Wir sehen immer mehr Company GPTs, die wieder eingestellt werden - was in den meisten Fällen auch der richtige Schritt ist.
Die Illusion vom einen Supermodell ist vorbei
Heute sind wir in einer Welt unterwegs, wo unterschiedliche Anbieter ihre KI-Modelle auf unterschiedliche Stärken optimieren. Um nur zwei Beispiele zu geben:
Das zeigt: Ihr braucht gegebenenfalls Zugriffe auf unterschiedliche Modelle. Bei Chat GPT könnt ihr nur mit GPT-Modellen arbeiten, aber nicht mit Claude und auch nicht mit Gemini.
Eine schlaue KI reicht nicht - ohne eure Daten hilft der beste Porsche nichts
Die Herausforderung: Mir hilft nichts, wenn ich einen Porsche vor der Haustür hab, den ich aber nicht tanken kann oder darf. Produktive KI-Nutzung lebt von euren Daten.
Was darf ich den Systemen alles füttern? Wie gut kennen die Systeme euer Content? Eure Kundenstrategie? Eure Briefings? Eure erfolgreichen Kampagnen?
Ihr müsst Möglichkeiten finden, wie ihr den Großteil eurer Agentur-Daten dort reinbekommt. Bei Tools wie Chat GPT, wo die Daten auf amerikanische Infrastruktur landen, ist das häufig eine große Herausforderung. Aber ihr müsst es gewährleisten - ansonsten bekommt ihr nur generischen Output, und das will keiner.
Die Lösung: Weg von Insellösungen hin zu smarten KI-Betriebssystemen
Wir implementieren mehrmals wöchentlich bei Agentur-Kunden modellagnostische Plattformen wie Langdock. Das bietet:
Modellagnostizität: Zugriff auf alle State-of-the-Art-Modelle am Markt, unterschiedliche Stärken in einem Tool, ohne 37 verschiedene Accounts.
Datenschutz: EU-Hosting der Modelle und eurer Daten, GDPR-Konformität, SOC/ISO-27001-Zertifizierungen. Weder Toolanbieter noch Modellanbieter dürfen auf euren Daten trainieren.
Tiefe Integration: Eure Daten möglichst einfach, dauerhaft und in Echtzeit mit dem KI-Tooling verbunden.
Praxisbeispiel aus unserem Arbeitsalltag: Das 170-seitige Content-Archiv
Unser Co-Founder schreibt quasi jeden Tag LinkedIn Posts. Alle Posts stehen in einem mittlerweile 170-seitigen Google Docs Dokument. Dieses Dokument ist mit unterschiedlichsten KI-Assistenten verbunden - für Content-Brainstorming, Contentwürfe, Analysen.
Wenn jeden Tag ein neuer Post hinzukommt, weiß der Assistent automatisch Bescheid - ohne händisches Hochladen. Das Google Drive ist dauerhaft mit dem Assistenten verbunden.
Das klingt nach kleinen Sachen, aber das sind im Agentur-Alltag riesengroße Hebel: Die Hürden der Nutzung sinken, die Effizienz steigt massiv.
Visueller Bereich: Das Sammelsurium-Problem lösen
Auch im visuellen Bereich haben Agenturen ein Sammelsurium an KI-Modellen - für unterschiedlichste Tools, Abos ohne Ende. Jedes Mal müsst ihr zum nächsten Tool hüpfen.
Aggregationsplattformen wie Freepick (Team sitzt in Europa) bieten nahezu alle State-of-the-Art Bild- und Videomodelle: Google, Midjourney, DALL-E, Runway, die neuen Modelle - alles in einer Suite, enterprise-ready mit kommerziellen Rechten.
Kleiner Fun Fact: Adobe's Comeback
Adobe hatte jahrelang schlechte eigene Modelle. Aber Adobe fängt gerade an, immer mehr Third-Party-Modelle zu integrieren - z.B. die neuesten Modelle in die Firefly-Plattform und Photoshop. Das macht Adobe Firefly deutlich nutzbarer als noch vor ein paar Wochen.
Die zwei Arten von Agenturen: Kontext-arm vs. Kontext-reich
Wir werden immer mehr zwei Arten von Agenturen sehen:
Kontext-arme Agenturen: Arbeiten mit den besten KI-Modellen, bekommen aber nur generische Grütze raus - weil sie entweder keine Tools haben, die es ihnen einfach erlauben, oder drakonische KI-Richtlinien haben. Diese Agenturen werden scheitern, weil sie keine Differenzierung mehr haben.
Kontext-reiche Agenturen: Haben anständigen Toolstack, anständiges Daten- und Wissensmanagement, ihre Datenbasis größtenteils in der Cloud (um sie einfach mit KI-Systemen zu verbinden), pragmatische KI-Richtlinien. Diese Agenturen werden als Gewinner aus der KI-Transformation gehen - deutlich produktiver und bessere Qualität.
Das kollektive Agentur-Gehirn: Mindset-Wandel erforderlich
Wie wird man zur kontext-reichen Agentur? Das komplette Mindset muss auf den Kopf gestellt werden. Wir brauchen ein kollektives Agentur-Gehirn.
Das heißt: Möglichst viele Daten überhaupt erfassen:
Wir werden das "gläserne Unternehmen" sehen. Die Agenturen, die die technischen, rechtlichen und kulturellen Anforderungen erfüllen, werden als Gewinner aus der KI-Transformation rausgehen.
Finger weg von KI-Agenten - noch nicht bereit
Was dieses Jahr definitiv nicht angekommen ist: Vollständig autonome KI-Agenten. Die meisten Agenturen gucken an der falschen Stelle - versuchen in etablierte 10-Jahre-alte Prozesse, die nicht mal anständig digitalisiert sind, KI-Agenten reinzusetzen.
Funktioniert nicht. Die Basis fehlt: Agenten können nicht in Legacy-Prozesse eingebaut werden, die komplette Datenbasis fehlt, IT-Infrastruktur und Datensilos geben es nicht her, Ownership fehlt.
Unsere drei Kernempfehlungen für Agenturen:
Die größten Low-Hanging-Fruits liegen bei Assistenten in brauchbaren Tools, verbunden mit eurem Drive, SharePoint. Die meisten Agenturen heben noch lange nicht alle möglichen Effizienzen.
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